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Ein schmeichelhaftes Kompliment kann nie schaden! Die Situation, in der zwei unserer Kollegen eins bekamen, ist eigentlich undenkbar und brachte nicht nur sie zum Lachen.
Die ganze Geschichte: Türchen Nr. 13.
Ein ungewöhnliches Kompliment

Freitagmorgen, Frühdienst, ca. 10:30 Uhr. Über Funk kommt folgende Meldung: „Welches Fahrzeug steht günstig für einen Raub an der Straße im Breul. Der Täter soll in einem roten Audi A4 flüchtig sein. Eine genaue Beschreibung liegt nicht vor. Der Melder wartet an der Ecke Buddenturm.“

Der Jagdtrieb hat uns gepackt

Wir schauen uns an, sofort ist klar, die Münzstraße in Fahrtrichtung Buddenturm (auf der wir gerade Streife fahren) ist für diese Meldung mehr als günstig. Wir melden uns an und das Blaulicht wird eingeschaltet. Das Horn bleibt zur Sicherheit erstmal aus weil wir den Täter nicht unnötig aufscheuchen wollen. Die Ampel an der Kreuzung zeigt grün, also zügig links rein und rechts in den Breul. Der Melder wedelt mit den Armen, wir ignorieren ihn. Der Jagdtrieb hat uns gepackt. Am Ende der Straße sehen wir den roten Audi. Er fährt sehr langsam in Richtung Kanalstraße. Wir drücken aufs Gas. In Höhe der Darlehenskasse am Aufgang zum Tibusstift holen wir das Fahrzeug ein. Wir springen aus dem Streifenwagen. Der Audifahrer bemerkt uns, springt ebenfalls raus und rennt in Richtung Tibusstift. Mein Kollege ist schneller, nach wenigen Metern hat er ihn eingeholt. Der Täter versucht sich loszureißen, wir müssen ihn überwältigen. Noch während wir am Boden liegend versuchen, ihn zu fesseln kommt eine ältere Dame mit ihrem Fahrrad des Weges. Sie war augenscheinlich zuvor den Breul in Richtung Tibusstift entlang gefahren. Wutentbrannt schimpft sie los: „Das ist unerhört, dass Sie mit ihrem Auto die ganze Straße blockieren. Können Sie nicht ordentlich parken? Ich fahre jeden Tag hier lang.“

„Vielleicht haben Sie gesehen, dass wir hier gerade einen flüchtigen Täter festnehmen müssen."

Auf dem Täter liegend rufe ich ihr in sarkastischem Tonfall zu: „Vielleicht haben Sie gesehen, dass wir hier gerade einen flüchtigen Täter festnehmen müssen. Sobald ich Zeit habe, fahre ich weg. Bis dahin würde ich gerne aufpassen, dass mein Kollege und ich nicht verletzt werden.“

Scheinbar hat sie die Situation erst jetzt erkannt, sie zögert kurz und entgegnet: „Ja aber hallo. Für zwei so hübsche junge Männer mach ich mal ‘ne Ausnahme. Kümmern Sie sich ruhig um den Langfinger.“ Anschließend fährt sie weiter als wäre nichts gewesen. Verdutzt schauen mein Kollege und ich uns an. Wir müssen beide lachen. Und selbst der Täter auf dem Boden muss lachen und der Einsatz verläuft völlig entspannt weiter. 

Der Täter ist fortan zugänglich...

Der Täter ist fortan zugänglich und händigt noch in unserem Beisein die gestohlenen Gegenstände an den Melder, der zwischenzeitlich hinterher gerannt kam, wieder aus. Die Anzeige folgte natürlich trotzdem. Beim Aufschreiben des Sachverhalts konnten wir uns das Grinsen nicht verkneifen. Meine Frau bestätigte mir abends, dass die ältere Dame bewiesen habe, dass ihre Augen wohl trotz des fortgeschrittenen Alters noch völlig intakt seien. 

Jan & Alex, ehemals Wache Friesenring

In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110