An einem verregneten Novembermorgen kam ein junger Mann, schwer getroffen von Amors Pfeil, um eine Kundgebung anzumelden. Ich gab ihm unser Anmeldeformular und fragte nach dem Thema, unter dem die Kundgebung stattfinden sollte. „Ich möchte gegen meine zukünftige Schwiegermutter demonstrieren“, entgegnete er. Etwas irritiert ob des sehr ungewöhnlichen Themas bat ich ihn um weitere Informationen. 

Mit Tränen in den Augen berichtete er, dass er sich in eine junge, wunderschöne Frau verliebt habe. Seine Angebetete erhörte sein Werben und die Geschichte könnte jetzt mit einem Happy End schließen, wäre da nicht die zukünftige Schwiegermutter. Diese stellte sich nicht nur den zukünftigen Lebensweg ihrer hübschen Tochter anders vor, auch bezüglich des möglichen Schwiegersohns hatte sie sehr konkrete Vorstellungen und so wie der vor mir sitzende junge Mann sollte er offenbar auf keinen Fall aussehen. 

Aber, so führte er aus, die Väter des Grundgesetzes haben ihm eine mächtige Waffe an die Hand gegeben, das Versammlungsrecht, und auf diese Weise wollte er der Stimme seines Herzens noch mehr Gewicht verleihen und seine zukünftige Schwiegermutter umstimmen. Der Versammlungsort war auch schnell gefunden, der Gehweg vor dem Hauseingang der zukünftigen Schwiegermutter. Ausgestattet mit einem großen Plakat stand der junge Mann am kommenden Samstagmorgen vor dem Haus, ebenso am nächsten Samstag und dem darauffolgenden Samstag. Leider wollte sich der gewünschte Erfolg nicht einstellen. 

Enttäuscht verließ unser Anmelder den Ort des Geschehens und fuhr mit dem Bus nach Haus. Dort kam es dann zu einer schicksalhaften Begegnung, denn im Bus saß die besagte zukünftige Schwiegermutter. Getreu dem Motto „Bist du nicht willig, so brauch' ich Gewalt.“ machte der junge Mann seinem Ärger mit schlagenden Argumenten Luft. Das Ergebnis: ein blaues Auge und eine Strafanzeige wegen schwerer Körperverletzung für den jungen Mann und noch immer kein elterlicher Segen für das junge Paar. 

Markus Kuhlmann, Leiter der Dienststelle für Waffen-, Vereins- und Versammlungsrecht