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Auch die Großen fangen bei uns mal klein an. Unsere Kollegin Alexandra Füchter ist heute in einer Leitungsfunktion im höheren Dienst. Zu ihrer Zeit als Streifenbeamtin im mittleren Dienst hat sie einiges erlebt! Dieser Einsatz nahm eine Wendung, mit der niemand gerechnet hat. Türchen Nummer 8.
Aller guten Dinge sind drei … oder dunkel

Bei der Überlegung, eine spannende und schöne Geschichte aus dem Polizeialltag zu berichten, kamen mir unmittelbar unzählige Geschichten in den Sinn. Für einen Adventskalender gefällt mir diese besonders gut: 

Als Polizeimeisterin im Einsatz

Als Polizeimeisterin bin ich in den 1990ern mit meinem Streifenkollegen zu einem Einsatz gerufen worden: „Unglücksfall in Wohnung/Vermisste Person“. Eine Nachbarin machte sich Sorgen um eine junge Frau, die unter ihr wohnte. Sie habe sie seit einer Woche nicht gesehen und normalerweise melde sich die junge Frau bei ihr ab, wenn sie mehrere Tage verreise. Ihre Nachbarin sei zudem auch noch erkrankt. Sie hatte einen Schlüssel zur Wohnung, wollte aber nicht alleine hineingehen. Erste Ermittlungen verliefen ohne Erfolg. Soziale Medien oder Handy gab es zu der Zeit noch gar nicht. 

Wie üblich fragten wir vorher, wer in der Wohnung lebt und wie diese aufgeteilt ist. Wir entdeckten den von der Nachbarin beschriebenen Wellensittich in der Küche auf dem Sideboard. Von der jungen Frau fehlte aber weiter jede Spur. 

„Plötzlich kam etwas Großes, Dunkles auf mich zugesprungen“

Es blieb nur noch das innenliegende Badezimmer zu durchsuchen. Wie im Team abgesprochen, öffnete ich die Tür zu einem absolut dunklen Raum. Plötzlich kam etwas Großes, Dunkles auf mich zugesprungen. Im Augenwinkel nahm ich auch noch wahr, wie mein Kollege ein mir bekanntes Dunkles, die Waffe, in die Hand nahm. 

Es war ein schwarzer Pitbull. Ich reagierte sofort, packte ihn am Halsband und drückte ihn zu Boden, was er sich widerstandlos auch gefallen ließ. Kein Wunder, seine Augen waren komplett zugeschwollen und verklebt. Die Haufen im Badezimmer ließen auf einen mehrtägigen Aufenthalt in dem engen Raum schließen. 

Nachdem der Hund Wasser und Futter verschlang, versorgten wir mit einem feuchten Handtuch die Augen des Vierbeiners. Beim „Gassigehen“ nach draußen staunte die besorgte Nachbarin nicht schlecht, wen wir aus der Wohnung befreiten. Sie kümmerte sich weiter um den Wellensittich. Den Hund nahmen wir mit.

Ein neuer Freund auf vier Pfoten

Der Hund ließ uns nicht mehr aus den Augen und folgte uns auf Schritt und Tritt. Im Streifenwagen zur Wache – dort sollte das Tierheim unseren neuen Freund übernehmen – ließ er sich nur im Fußraum befördern, um ja weiter mit uns im Blick- und Körperkontakt zu bleiben.  

Also nahmen wir den Hund auch mit in den Schreibraum, um unseren Bericht zu fertigen. Es war das einzige Mal, dass ich den Schreibraum ganz für mich alleine hatte. Bis auf meinen Streifenkollegen kam nämlich keiner mehr rein, ohne angeknurrt oder verbellt zu werden.  

Die „vermisste Frau“ war übrigens im Urlaub und kam erst Tage später, um ihren Hund wieder abzuholen. Den bekam sie natürlich nicht zurück, stattdessen eine Anzeige wegen Tierquälerei.    
            
Alexandra Füchter, Kriminaldirektorin 
Leiterin Leitungsstab  

 

In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110