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Münsteraner Sicherheitsdialog
Münsteraner Sicherheitsdialog
Handlungsfeld Bahnhof - der Bremer Platz verändert sich
Öffentlichkeitsarbeit

Einladungskarte zum Münsteraner Sicherheitsdialog am 21.01.2020

 

2. Münsteraner Sicherheitsdialog – „Wir kommen zusammen und bewegen etwas!“

Unter dem Motto „Sicherheit und Ordnung rund um den Hauptbahnhof – der Bremer Platz verändert sich“ hatte das Polizeipräsidium am 21. Januar 2020 die Akteure des Bahnhofsumfeldes zum 2. Münsteraner Sicherheitsdialog ins Foyer am Friesenring 43 eingeladen.

Das Bahnhofsumfeld in Münster sei zwar so sicher, wie ein solches Umfeld eben sein könne, aber das nütze nichts ohne entsprechendes Sicherheitsgefühl, führte unser ehemaliger Polizeipräsident Hajo Kuhlisch in die Veranstaltung ein. Aktuell sei vor allem der Bremer Platz mit sei-ner Drogen- und Alkoholszene ein Thema – und dies werde wohl eine Daueraufgabe bleiben, der „mit einer Mischung aus konsequenter polizeilicher Arbeit und Sozialarbeit zu begegnen“ sei.

Ziel der Veranstaltung war, das subjektive Sicherheitsgefühl sowie die verschiedenen Interessenlagen im Bahnhofsumfeld zu beleuchten, um ein vollständiges Bild für alle Beteiligten zu schaffen. Darauf aufbauend sollten gemeinsame Ansätze für den weiteren Umgang mit der aktuellen Situation diskutiert werden. Rund 40 Gäste folgten der Einladung.

Sechs Referenten

Zu Beginn erläuterte LKD Frank Kaiser, wie sich die Kriminalität im Bahnhofsumfeld seit 2015 – nicht zuletzt dank konsequenter polizeilicher Maßnahmen – gewandelt hat: „Objektiv betrachtet haben wir heute die Kriminalitätsentwicklung am Hauptbahnhof gut im Griff.“ Unter anderem durch Razzien, Gefährderansprachen und Platzverweise seien beispielsweise die Straßenraub-Delikte im Bereich des Hauptbahnhofs um rund 50 Prozent gesunken. Doch die polizeiliche Präsenz sei für die Bürger nicht immer offensichtlich. Und das Bewusstsein, dass sich rund 20 Prozent von Münsters Gesamtkriminalität am Hauptbahnhof abspielt, verunsichere die Anwohner.

EKHK Jürgen Tölle präsentierte die Ergebnisse der beiden repräsentativen Umfeldbefragungen der Polizei Münster aus den Jahren 2018 und 2019. Darin zeichneten sich wiederkehrende Themen ab: Unter anderem die Drogenszene, Ruhestörungen, Bettler oder Vandalismus beschäftigten die Bürger. Bezüglich des Sicherheitsgefühls der Anwohner sei auffällig, dass so-wohl die Zahl derjenigen, die sich „sehr sicher“ fühlten, als auch die Zahl derer, die sich „sehr unsicher“ fühlten, weniger geworden seien. Die Befragten zeigten sich jedoch zufrieden mit der polizeilichen Präsenz.

Stadtrat Wolfgang Heuer beleuchtete die städtische Perspektive. Sicherheit könne nur mit der Beteiligung aller Akteure gelingen. Das schließe neben der Kommune, Polizei und Justiz beispielsweise auch Anwohner, Jugendämter und weitere Akteure mit ein. Daher habe die Stadt Münster ein Quartiersmanagement sowie eine eigene Ordnungsstreife (kommunaler Ordnungsdienst) für das Bahnhofsumfeld eingeführt. Beides habe sich bereits bewährt. Ein großes Thema sei jedoch nach wie vor die Sauberkeit rund um den Hauptbahnhof. Er hoffe auf eine weitere Stabilisierung des Quartiers. Doch der Druck seitens der Polizei müsse hoch bleiben und auch die Stadt Münster wolle weitere Ressourcen in diesen Bereich investieren.

Mit Stefan Scholz kam einer der Quartiersmanager zu Wort. Das Quartiersmanagement sei 2017 mit dem Ziel gestartet, alle Beteiligten und deren Bedarfe in den Neugestaltungsprozess des Bremer Platzes einzubinden, um negativen Strömungen frühzeitig entgegenzuwirken. Dafür organisiere das Quartiersmanagement regelmäßig einen Runden Tisch, an dem sich verschiedene Interessengruppen – Anwohner, Soziale Einrichtungen, Gewerbe, Verwaltung und Behörden – beteiligten. Aktuell kristallisiere sich das Problem heraus, dass aufgrund der Bau-stelle am Hauptbahnhof die Szene in direkte Nähe zu den Anwohnern rücke. Das sei für alle schwer auszuhalten. Das Quartiersmanagement versuche, die Diskussion darüber sachlich zu halten und Handlungsfelder zu identifizieren. Ganz bewusst solle die Szene des Bremer Platzes bei dessen Neugestaltung nicht verdrängt werden, denn diese sei seit 20 Jahren dort heimisch und es gebe viele soziale Einrichtungen in unmittelbarer Nähe. Es sei wichtig, die Szene viel-mehr zu involvieren und auch ihre Perspektive zu berücksichtigen. Zum Beispiel durch Soziale Arbeit direkt am Platz.

Dem pflichtete Ralf Gerlach, Vorsitzender von INDRO e.V., bei: „Die Szene ist weiter da und das wird auch so bleiben“, wenngleich erste Verdrängungsprozesse bereits eingesetzt hätten. Beim Thema Sicherheit dürfe man nicht vergessen, dass auch die Szene selbst von Straftaten bedroht sei. In der Regel würden diese aber nicht angezeigt, vieles müsse von INDRO aufgearbeitet werden. Es gehe also nicht ausschließlich um die Ängste der Anwohner und Passanten, sondern auch um die der Betroffenen aus der Szene.

Zuletzt ergriff Bürgersprecher Dominic Eickhoff das Wort und lobte: „Es ist ungewöhnlich, als Bürger beteiligt zu werden.“ Toll sei insbesondere der regelmäßige Runde Tisch, dort seien alle inzwischen gut bekannt, es sei viel Wissen und Zuverlässigkeit vorhanden. Die Stimmung sei konstruktiv, aber auch fordernd seitens der Anwohner. „Ordnung und Sicherheit sind Dauerthemen.“ Es gebe viele negative Erfahrungen, beispielsweise Einbruchsspuren an den Haustüren, Erbrochenes vor dem Eingang, Lärm in der Nacht oder unerwartete Übernachtungsgäste im Keller. Dominic Eickhoff appellierte an die Polizei, die Bürger zu motivieren, mehr dieser Dinge zu melden. Aktuell gebe es Ängste vor Gegenreaktionen aus der Szene. Darüber hinaus wünsche er sich Bürgerinitiativen, um die Nachbarschaft mehr zu stärken, etwa durch Projekte wie Aufräumaktionen oder eine gemeinsame Nutzung der Grünflächen.

Konstruktive Diskussion

Im Anschluss an die Vorträge entspann sich eine Diskussionsrunde, bei der unter anderem der Bedarf an Sozialer Arbeit direkt am Bremer Platz thematisiert wurde. Rolf Gerlach: „Diesen Bedarf hatten wir wegen des großen Zulaufs zu INDRO bisher nicht gesehen. Als wir in den Gremien darauf aufmerksam gemacht wurden, haben wir eine Umfrage in der Szene gemacht.“ Die Antwort sei eindeutig gewesen: Der Bedarf ist da. EKHK Jürgen Tölle ergänzte: „Das ist tatsächlich ein neues Themenfeld, wir sind dabei, dieses Defizit gemeinsam zu beheben.“

In einem Punkt waren sich alle Dialog-Teilnehmer einig: Durch den konstruktiven und sachlichen Austausch aller Beteiligten gehe es in die richtige Richtung. Zum Abschluss zog jeder der Redner noch ein kurzes Fazit.

Fazit

Wolfgang Heuer: „Der Prozess gelingt nur im Dialog mit allen, besonders mit den Anwohnern.“
Ralf Gerlach: „Die Dialogbereitschaft ist eine große Chance. Das sollte in dieser Form weitergehen – auf sachlichem, freundlichem Niveau.“
Stefan Scholz: „Zu Beginn des Quartiersmanagements gab es noch Ablehnung und Vorbehalte. Mit jedem Gespräch am Runden Tisch wurden wir mehr bestätigt – wir kommen zusammen und bewegen etwas!“
Dominic Eickhoff: „Ich hoffe, der Input und die strategischen Ziele führen zu Konsequenzen in der Arbeit. Ich plädiere für langfristiges Denken. Auch nach der Umbauphase sollten wir den Platz mehr beleben.“
Frank Kaiser: „Die Ideen für die unterschiedliche Nutzung des Bremer Platzes sind gut! Aber: Alle müssen kompromissbereit sein.“
Hajo Kuhlisch: „Schön ist der klare, ehrliche und konstruktive Umgang mit diesem schwierigen, gesellschaftlichen Prozess. Der Gedanke: Lasst uns das gemeinsam machen. Das Vertrauen untereinander. Das ist es, was wir als Polizei auch brauchen.“

Autorin
Ina Ludwig

 

Impressionen von der Veranstaltung

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