Im Jahr 2014 startete Lidiia eine Ausbildung zur Fachinformatikerin bei uns im Polizeipräsidium. Zu diesem Zeitpunkt war die Annexion der Krim in vollem Gange. Schon damals war Lidiia in großer Sorge um ihre Eltern, andere Angehörige und Freunde und hoffte auf Frieden.
Lidiia ist uns aktuell in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit eine große Hilfe, wenn es darum geht, Informationsmaterial im Print- und Onlineformat für ukrainische Geflüchtete zu übersetzen. Dafür sind wir sehr dankbar!
In dem Zuge haben wir sie erneut nach ihrem Empfinden gefragt:
„Meine Eltern leben circa 180 km von Kiew entfernt. Sie hören permanent Luftalarme, müssen sich immer wieder im Bunker verstecken. Viele Grundnahrungsmittel wie Brot werden knapp.
Meine Tante wohnt in Kiew. Sie ist nun seit zahlreichen Tagen ununterbrochen mit ihrer 6-jährigen Enkelin in einem Bunker.
Das Haus einer Tante und eines Onkels in der Nähe von Sumy (im Norden der Ukraine) wurde komplett zerstört. Sie sind nach Kiew geflüchtet und konnten dort in der verlassenen Wohnung von Bekannten bleiben - ohne Strom und der ständigen Gefahr ausgesetzt. Die meiste Zeit verbringen sie notgedrungen im Bunker.
In meinem Bekanntenkreis sind einige Frauen mit Kindern, die nicht ohne ihre Ehemänner (die zum Kriegsdienst in der Ukraine bleiben müssen) flüchten wollen. Einige können auch aus finanziellen oder gesundheitlichen Gründen nicht flüchten.
Den Kontakt zu Familie und Freunden halte ich über Telefon und Internet. Wäre das nicht mehr möglich, dann wäre ich längst bei meinen Eltern oder ich hätte versucht, sie zu holen. Aber der Weg von ihrem Wohnort zur polnisch-ukrainischen Grenze ist circa 1200 Kilometer lang und gefährlich. Die Situation begleitet mich jeden Tag und ist extrem belastend.
Meine Eltern, Verwandtschaft, Freunde und ich sind sehr dankbar und froh, dass sich so viele Menschen in Deutschland, in Münster und im Polizeipräsidium solidarisch mit uns zeigen und helfen. Das gibt uns Hoffnung, Trost und Motivation, nicht aufzugeben.
Ich wünsche mir so sehr, dass der Krieg aufhört und wieder Frieden herrscht. Diesen Wunsch haben auch meine Familie, Verwandten und Freunde."
Wir danken Dir, Lidiia, für diese Schilderungen.